Rhöner Platt – ein viel geliebter, aber verschwindender Dialekt

Nicht Oberbayerisch, nicht Schwäbisch, nicht Saarländisch – das Rhöner Platt hat weitaus weniger Muttersprachlerinnen und -Muttersprachler als die genannten, noch vielfach gesprochenen Dialekte; die Region „Rhön“ ist zudem unbekannter,
der Dialekt in Summe gefährdeter! 

Seit den 70er- und 80er-Jahren nahm die Zahl der Eltern, die das sogenannte “code switching” betrieben, in der eigenen Generation also Dialekt sprachen, mit ihren Kindern aber ausschließlich in Hochsprache kommunizierten, in der Rhön stetig zu. Dem lag die Befürchtung der Elterngeneration zugrunde, die schulischen und beruflichen Erfolge ihres Nachwuchses seien gefährdet, wenn der Dialekt weiterhin die erste gesprochene Sprache bleibe.

Die neueste Generation von Rhöner Erwachsenen bzw. Eltern ist zum Großteil bereits nicht mehr den aktiven Sprecherinnen und Sprechern zuzuordnen, verfügen aber in der Regel über einen passiven Wortschatz. Der Großteil ihrer Kinder verstehen den Dialekt schon weitaus weniger souverän.  

Im Dialekt formulieren – über den Dialekt diskutieren

Das Pla(tt)kat soll einen niederschwelligen Ansatz darstellen, die Nicht-Muttersprachlerinnen und Nicht-Muttersprachler aus der Reserve zu locken: Nur, wenn bewusst und ohne Scham ein „Erlernen“ der Sprache stattfindet, das das Nutzen im Alltag einschließt, kann die Essenz dieses Dialekts für künftige Generationen erhalten und nutzbar gemacht werden. Andernfalls bleiben den Rhönerinnen und Rhönern irgendwann nur noch Archive, der Dialekt würde zu einem Museumsstück. Unter den Begriffen des Pla(tt)kats Nr. 1 befinden sich vor diesem Hintergrund nicht nur typische Beispiele für die Lautstruktur des Rhöner Platts, sondern auch in hohem Maße genuine Idiome (eigentümliche Begriffe) des Dialekts wie “Huihöbbfe” und “Zorngüggel”. Die Ausspracheweisen wurden von Rhönerinnen und Rhönern der Generationen 50+ vorgegeben und überprüft. Dabei kam es zu langen und heißen Diskussionen sowohl zur Auswahl der Begriffe als auch zu Lautbild und Schreibweise – und genau das sorgt für wirkliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Dialekt, eine Auseinandersetzung, die für alle Personen, die vor einem Plattkat stehen, zu erhoffen wäre.

Was noch?

Ideen, wie man noch mehr tun könnte, Interaktion zum Dialekt in Fahrt bringen könnte gibt es viele. Warum nicht in allen Ortschaften der hessischen, vielleicht auch bayerischen und thüringischen Rhön, mal die unter 18-Jährigen befragen, ob sie noch Platt sprechen können und das Ergebnis auf einer Karte der Rhön visualisieren? Warum nicht Pla(tt)kat-Fans ihre Lieblingsbegriffe einsenden und die Leute da draußen über sie abstimmen lassen? …Inwieweit die Nachfrage und die Zeit diesen Ideen Beine machen werden, wird sich noch zeigen müseen. Zunächst heißt es erst einmal:

Viel Freude beim Diskutieren über die Schreibweisen – am besten generationenübergreifend -, beim Neu- und Wiederentdecken von Begriffen, beim selber Ideen haben und beim Betrachten der Bilder 🙂